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Werkinformationen

Luxa Mart*in Schüttler: Diskreter Wolf

Diskreter Wolf ist eine musikalische Aneignung. Als Vorlage diente eine Komposition von Hugo Wolf aus dem Jahr 1881. Die dritte Strophe seines Chorwerks Resignation aus den Sechs geistlichen Liedern erklingt in Diskreter Wolf extrem verlangsamt und in Stücke geschnitten. Akkord für Akkord wird der originale Wolf diskret (math.) abgetastet, mikrotonal verbogen und mit künstlichen Stimmklängen angereichert. Quasi das vokale Imitat einer elektronischen Klangsynthese. Darüber legen sich digitale Artefakte, die dem historischen Ausgangsmaterial visuell und klanglich weitere Ebenen von Künstlichkeit gegenüberstellen.

 

Trotz dieser technischen Verfahrensweisen scheint die spätromantische Tonsprache Hugo Wolfs durch das gesamte Stück hindurch. Die damit assoziierte bürgerliche Sehnsucht nach Schönheit und Erlösung steht im Kontrast zu dem von Eichendorff insinuierten Trost durch (kollektiven) Selbstmord. Die vorgenommenen kompositorischen Eingriffe verstärken diese berückend-dystopische Wirkung zusätzlich und lassen eine Art post-humane Klanglandschaft entstehen.

(Luxa Mart*in Schüttler)

 

Text

Komm, Trost der Welt, du stille Nacht!

Wie steigst du von den Bergen sacht,

Die Lüfte alle schlafen,

Ein Schiffer nur noch, wandermüd’,

Singt übers Meer sein Abendlied

Zu Gottes Lob im Hafen.

 

Die Jahre wie die Wolken geh’n

Und lassen mich hier einsam steh’n,

Die Welt hat mich vergessen,

Da tratst du wunderbar zu mir,

Wenn ich beim Waldesrauschen hier

Gedankenvoll gesessen.

 

O Trost der Welt, du stille Nacht!

Der Tag hat mich so müd’ gemacht,

Das weite Meer schon dunkelt,

Laß’ ausruh’n mich von Lust und Noth,

Bis daß das ew’ge Morgenrot

Den stillen Wald durchfunkelt.

 

Joseph von Eichendorff, Der Einsiedler (1837)

Biographie

Luxa Mart*in Schüttler

Luxa Mart*in Schüttler arbeitet als Komponist*in, Performer*in und Medienkünstler*in mit einem ästhetischen Schwerpunkt auf der Rekontextualisierung sozialer, medialer, performativer, biografischer oder körperlicher Gegebenheiten von Musik. Dafür setzt en gezielt auf eine disparate Klanglichkeit, auf strukturelle Unwuchten und sonische Diversität, vielfach durchsetzt mit popkulturellen Bezügen.

 

Häufig entstehen Luxas Arbeiten in Kollaboration mit ausgewählten Verbündeten, zum Beispiel dem Nadar Ensemble, asamisimasa, MAM. manufaktur für aktuelle Musik, Ictus, dem ensemble mosaik oder dem Trio Catch. Darüber hinaus ist ens Musik mit zahlreichen renommierten Klangkörpern und auf internationalen Festivals zu hören. Hinzu kommen Publikationen, Radiosendungen, Vorträge, Kurse, Performances, Installationen, Ausstellungen und Konzerte weltweit.

 

Nach Studien in Komposition und Musiktheorie an der Folkwang Universität der Künste bei Nicolaus A. Huber und Ludger Brümmer war en Stipendiat*in u.a. am ZKM Karlsruhe, in der Villa Serpentara und 2023/24 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. En unterrichtete an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main und an der Philipps-Universität Marburg. Seit 2014 ist Luxa Mart*in Schüttler Professor* in für Komposition an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart.

Luxa Mart*in Schüttler
© privat
Werkinformationen

Elena Rykova: a hollow heart full of holes

»Erinnerungen sind viel zäher als man denkt. Genau wie die Herzen, die

sie tragen.«

 

»Meine Erinnerungen fühlen sich nicht so an, als wären sie an der Wurzel gezogen worden. Selbst wenn sie verblassen, bleibt etwas übrig. Wie winzige Samen, die vielleicht wieder keimen, wenn der Regen fällt. Und selbst wenn eine Erinnerung ganz verschwindet, bleibt im Herzen etwas zurück. Ein leichtes Zittern oder ein Schmerz, ein bisschen Freude, eine Träne.«

(Auszüge aus Yōko Ogawa: The Memory Police. Kodansha, Japan. 1994)

Das Bild zeigt eine Frau (Elena Rykova) mit langen, braunen Haaren. Sie trägt ein blaues Oberteil mit wießen Streifen.
Das Bild zeigt eine Frau (Elena Rykova) mit langen, braunen Haaren. Sie trägt ein blaues Oberteil mit wießen Streifen.
Biographie

Elena Rykova

Elena Rykova (*1991 in Ufa, Russland) studierte Komposition bei Yuri Kasparov am Konservatorium Moskau, bei Johannes Schöllhorn an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln und promovierte an der Harvard University bei Chaya Czernowin. Die Komponistin, interdisziplinäre Künstlerin und Performancekünstlerin beschäftigt sich mit verschiedenen Formen des kreativen Ausdrucks, wobei sie oft traditionelle Instrumente mit gefundenen Objekten, Bewegung und Klang verbindet. Ihre Partituren zeichnen sich durch eine innovative Notation aus und wurden in internationalen Kunstmuseen ausgestellt. In komplexen polyphonen Texturen erforscht sie die Zerbrechlichkeit und Wirkung von Klang durch den kreativen Einsatz von Verstärkung. Dabei fungieren oft die Körper der Instrumente als akustische Filter. Elena lädt die Zuhörer in immersive Welten ein, in denen jedes Stück eine einzigartige Zeitlichkeit und ein Gespür für den Ort vermittelt.

 

Ihre Musik wurde von führenden Ensembles für zeitgenössische neue Musik aufgeführt und auf renommierten Festivals weltweit präsentiert. Außerdem ist sie als Professorin und Gastkomponistin tätig. Sie ist Mitglied des Programmausschusses der Société de Musique Contemporaine (SMC) und Vorstandsmitglied der Swiss Music Edition (SME). Seit August 2024 ist sie künstlerische Leiterin des in Basel ansässigen Ensembles Lemniscate. Elena Rykova lebt in Lausanne, Schweiz.

Das Bild zeigt eine Frau (Elena Rykova) mit langen, braunen Haaren. Sie trägt ein blaues Oberteil mit wießen Streifen.
Das Bild zeigt eine Frau (Elena Rykova) mit langen, braunen Haaren. Sie trägt ein blaues Oberteil mit wießen Streifen.
Elena Rykova
© Miri Davidovitz
Das Bild zeigt eine Frau (Elena Rykova) mit langen, braunen Haaren. Sie trägt ein blaues Oberteil mit wießen Streifen.
Das Bild zeigt eine Frau (Elena Rykova) mit langen, braunen Haaren. Sie trägt ein blaues Oberteil mit wießen Streifen.
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Bernhard Lang: loops for basses. ›Politische Reden‹

Loops for Basses entstand im Umfeld des Musiktheaters DORA, bei dem auch die Neuen Vocalsolisten wesentlich mitwirkten, und wurde von Andreas Fischer für sein Duo mit Theo Nabicht beauftragt. Auch mit letzterem verbindet mich eine langjährige Zusammenarbeit und Freundschaft. Das Stück entstand primär aus einer klanglichen Vorstellung, welche durch die beiden sehr speziellen Klangquellen schon präformiert war. Dazu kam ein Text, der sich ebenso aus den Klanggegebenheiten herauslöste, selbst Klang ist, ohne eine erkennbare Semantik. Gleichzeitig enthält der Text gestische Intentionalitäten, welche aber auf sich selbst zeigen. Ich assoziierte das sehr bald mit dem Gestus politischer Reden und deren Transformation in »Empty Words«: Man hört dort zwar noch die Rede, aber folgt nicht mehr den Bedeutungen, sondern dem bloßen Strom von Sprachlauten und Gesten. Diese Gesten werden wiederum durch die Grammatik der Loops dekonstruiert, oszillierend zwischen Suggestion und Manipulation von Bedeutungen einerseits und Bedeutungsverlust andererseits.

(Bernhard Lang)

Zu sehen ist ein Portrait des Komponisten Bernhard Lang.
Zu sehen ist ein Portrait des Komponisten Bernhard Lang.
Biographie

Bernhard Lang

Bernhard Lang (*1957 in Linz) studierte Komposition, Klavier, Jazztheorie, Harmonielehre sowie Philosophie und Germanistik. 1977 bis 1981 arbeitete er mit diversen Jazzgruppen als Komponist, Arrangeur und Pianist. Er setzte sich mit elektronischer Musik und Computertechnologie auseinander, seit 2003 beschäftigte er sich intensiv mit Tanz und arbeitete mit Xavier Le Roy, Willi Dorner, Christine Gaigg und Silke Grabinger zusammen. Ab 2003 war er a.o. Professor für Komposition an der Kunstuniversität Graz. Teilnahme an zahlreichen Festivals: Steirischer Herbst, Moskau Alternativa Festival, Wien Modern, Münchner Opernfestspiele, Darmstädter Ferienkurse, Salzburger Festspiele, MaerzMusik Berlin, Contempuls Prag, ECLAT, Moving Sounds New York, Ostrava Days und andere.

Zu sehen ist ein Portrait des Komponisten Bernhard Lang.
Zu sehen ist ein Portrait des Komponisten Bernhard Lang.
Bernhard Lang
© Harald Hoffmann
Zu sehen ist ein Portrait des Komponisten Bernhard Lang.
Zu sehen ist ein Portrait des Komponisten Bernhard Lang.
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Kuba Krzewinski: Trigger Warning

Das Stück erzählt die wahre Geschichte von zwei Profis aus der Neue Musik-Szene, die einen Burnout durchgemacht haben. Festivalhöhepunkte können glamourös sein, aber das Leben kann grausam sein, selbst für die hochgelobten und verdienten Künstler.

 

Die eine ist eine Kritikerin, der andere ein Komponist. Ihre wirklichen Namen werden nicht genannt und ihre Gesichter sind in dem begleitenden Videointerview unscharf. Beide verkörpern eine Geschichte, die für die Menschen in der Welt der Neuen Musik zutiefst nachvollziehbar ist und dennoch universelle Resonanz findet. Die Neuen Vocalsolisten singen ihre Geschichten, begleitet von zwei vor Ort ausgewählten Zuschauer*innen. Triggerwarnung: Das Stück enthält drastische und eindringliche Details über die Arbeit in der Neue Musik-Szene.

(Kuba Krzewinski)

Biographie

Kuba Krzewinski

Kuba Krzewinski (*1988) schloss sein Studium an der H. Wieniawski School of Music in Łódź im Fach Violine mit Auszeichnung ab. Er studierte Komposition an der Musikakademie in Łódź, am Koninklijk Conservatorium in Den Haag und an der Hochschule für Musik Dresden. Seine Kompositionsprofessoren waren Zygmunt Krauze, Krzysztof Knittel, Yannis Kyriakides, Mayke Nas, Manos Tsangaris und Mark Andre. Er erhielt verschiedene Stipendien und Preise, u.a. den Förderpreis für junge Komponisten des Sächsischen Komponistenverbandes 2019. 2018 wurde er von Culture.pl als einer der zehn vielversprechendsten jungen polnischen Komponisten nominiert. Im Jahr 2019 wurde eine DVD mit seinen aktuellen Kammermusikwerken bei Bôłt Records in Polen veröffentlicht. Im September 2024 fand im Theater TR Warszawa die Uraufführung der Show Ep statt, die er gemeinsam mit Agnieszka Jakimiak inszenierte und für die er komponierte. In seinen Arbeiten konzentriert sich Kuba Krzewinski auf den Tastsinn als Ursprung des Klangs, als Achse der Beziehung zwischen Performer und Instrument und als Medium der sozialen Kommunikation. Durch den Einsatz von performativen Mitteln, Multimedia und taktilen Referenzen bietet Krzewinski dem Publikum neue Wege, sich der Musik und dem Körper zu nähern.

Kuba Krzewinski
© Adrian Lach
Biographie

Neue Vocalsolisten

Die sieben Sänger:innen suchen im Austausch mit Komponist:innen stets nach neuen vokalen Ausdrucksformen. Ein Schwerpunkt ist die Arbeit mit Künstler:innen, die virtuos die Möglichkeiten digitaler Medien ausreizen, mit Lust an der Vernetzung, im Spiel mit den Genres, im Auflösen von Raum, von Perspektiven und Funktionen. Interdisziplinäre Formate zwischen Musiktheater, Performance, Installation und Konzert-Inszenierung prägen bis zu 30 Uraufführungen im Jahr. Neben dem vokalen Kammer-Musik-Theater erforschen die Neuen Vocalsolisten zusammen mit drei Webdesignern „Magische Räume“ – Aufführungsformate zwischen analoger und digitaler Wahrnehmung. Meisterkurse und eine digitale „NVS Academy“ führen junge Künstler:innen ein in die Herausforderungen experimenteller Vokalmusik. Im Jahr 2021 wurden die Neuen Vocalsolisten als erstes Ensemble mit dem Silbernen Löwen der Biennale di Venezia ausgezeichnet. 2022 erhielten sie den Premio Abbiati della critica.

 

 

Die sechs Sanger*innen der Neuen Vokalsolisten befinden sich auf dem Tennisplatz vor und hinter dem Netz. Sie tragen schwarze Kleidung. Ein Mann zieht eine Frau auf einem speziellen Gerät. Sie hält ein Horn und einen Fächer. Andere halten Tennisbälle und Schläger.
Die sechs Sanger*innen der Neuen Vokalsolisten befinden sich auf dem Tennisplatz vor und hinter dem Netz. Sie tragen schwarze Kleidung. Ein Mann zieht eine Frau auf einem speziellen Gerät. Sie hält ein Horn und einen Fächer. Andere halten Tennisbälle und Schläger.
Neue Vocalsolisten
© Martin Sigmund
Die sechs Sanger*innen der Neuen Vokalsolisten befinden sich auf dem Tennisplatz vor und hinter dem Netz. Sie tragen schwarze Kleidung. Ein Mann zieht eine Frau auf einem speziellen Gerät. Sie hält ein Horn und einen Fächer. Andere halten Tennisbälle und Schläger.
Die sechs Sanger*innen der Neuen Vokalsolisten befinden sich auf dem Tennisplatz vor und hinter dem Netz. Sie tragen schwarze Kleidung. Ein Mann zieht eine Frau auf einem speziellen Gerät. Sie hält ein Horn und einen Fächer. Andere halten Tennisbälle und Schläger.
Biographie

Theo Nabicht

Der Musiker/Komponist Theo Nabicht (Saxophon, Bassklarinette, Kontrabassklarinette) wurde 1963 geboren. Er studierte von 1983 bis 1987 an der Berliner Musikhochschule “Hanns Eisler” Saxophon, Flöte und Klavier. Von 1995 bis 1997 spezialisisierte er sich und studierte Bassklarinette (Meisterklasse) am Conservatoire de Strasbourg. Nach 1985 sammelte er Bühnenerfahrungen in gemeinsamen Projekten mit Musikern wie Bert Wrede, Mauro Gnecchi Thierry Madiot, Michail Alperin, Werner Dafeldecker, Anthony Braxton, Peter Kowald und Fred Frith.

 

Er ist langjähriges Mitglied des “Kammerensemble Neue Musik Berlin” war Gast beim “Klangforum Wien” und dem “Ensemble modern”. Er arbeitete unter anderem als Komponist für Theater-, Tanz- und Fernsehproduktionen. In den letzten Jahren tritt Theo Nabicht immer mehr solistisch in Erscheinung. Dabei stehen Kompositionen von zeitgenössischen Komponisten sowie eigene Werken im Vordergrund.

 

Theo Nabicht legte diverse Platten- und CD-Aufnahmen vor und beschäftigt sich heute vorwiegend mit der Aufführung zeitgenössischer Musik, der improvisierten Musik und Komposition in unterschiedlichsten Genres. Seit 2007 spielt Theo Nabicht die Selmer Kontrabassklarinette von Wolfgang Stryi’s mit freundlicher Unterstützung einer Person, die sich als stiller Mäzen versteht.

Theo Nabicht
© Nabicht
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